200703_wertefabrik_header-3.jpg

Inspiration

Nur, wo Werte sind, kann Sinn entstehen

 
 

 

Blogbeiträge

„Was hält uns eigentlich zusammen?“ – Zusammenhalt durch gelebte Kultur spürbar machen

 
 
 

Vor kurzem in einem Team-Workshop zur Zusammenarbeit. Auf dem Flipchart stand: „Vertrauen, Zusammenhalt, Miteinander“. Große Worte – wie so oft. 
Ein Teilnehmer lehnt sich zurück und sagt halb im Spaß, halb im Ernst: 
„Zusammenhalt? Ehrlich gesagt – manchmal weiß ich nicht mal mehr, was uns hier eigentlich zusammenhält.“ 

Es war ein ehrlicher Moment. Und ein wertvoller. Denn genau hier beginnt die Auseinandersetzung mit Kultur – nicht als theoretisches Konzept, sondern als etwas, das gelebt, gespürt, und manchmal auch vermisst wird. 

Kultur – die Materie des Zusammenhalts 

In vielen Unternehmen ist „Zusammenhalt“ ein erklärter Wert. Doch was genau hält eine Organisation wirklich zusammen? Ist es das Leitbild? Die Gründerstory? Das Feiern gemeinsamer Erfolge? Oder das unausgesprochene Wissen, wie man sich hier „richtig“ verhält? 

Kultur ist mehr als Dekoration. Sie ist das, was passiert, wenn Menschen zusammenarbeiten – und was überdauert, wenn sich Strukturen verändern. 
Gellert & Nowak (2023) beschreiben Unternehmenskultur als ein mehrschichtiges Gebilde – von sichtbaren Symbolen bis hin zum unsichtbaren Kern aus Überzeugungen und Werten. 
Diese Schichten zu erkunden, kann aufdecken, wo Zusammenhalt entsteht – und wo er ins Rutschen geraten ist. 

Die Methode: Den Zusammenhalt durch Kultur-Schichten sichtbar machen 

Mit der folgenden Methode könnt Ihr gemeinsam im Team dem Thema „Zusammenhalt“ gut auf den Grund gehen. Angelehnt an die Kulturanalyse nach Gellert & Nowak (2023) – visualisiert die Methode Zusammenhalt durch eine gemeinschaftsstiftende Herangehensweise. 

1 | Zusammentragen: Kultur-Schichten sichtbar machen 

Erstellt Kleingruppen, die jeweils zu einem (oder zwei) der folgenden fünf Aspekte auf Metakarten die relevanten Punkten Eurer Organisation/ Eurem Team sammelt (ca. 15 – 20 Minuten): 

  • Symbole & Leitbild: Gebäude, Empfang, Firmenlogo, Sprache – Was soll sichtbar vermittelt werden? 

  • Feiern, Rituale, Statussymbole: Was wird gefeiert? Welche Rituale gibt es? Gibt es sichtbare Zeichen von Status? 

  • Erfolgs- & Hierarchiekriterien, Wertschätzung: Wer gilt als „erfolgreich“? Wie wird Anerkennung gezeigt? Wie wird über Hierarchien gedacht? 

  • Geschichten & Helden: Welche Geschichten werden erzählt? Gibt es eine Gründerlegende? Wer sind die „Helden“ des Unternehmens? 

  • Werte & Glaubenssätze (Kern): Was glaubt die Organisation über sich selbst, ihre Umwelt, ihren Auftrag? Was hält sie wirklich zusammen? 

2 | Visualisieren: Kreis mit Tiefenwirkung 

Bildet einen geschlossenen Kreis mit Stühlen – um alle(s) gut zu sehen und zu hören. Legt in der Mitte die Karten kreisförmig von außen (Symbole & Leitbild) nach innen (Werte & Glaubenssätze). (ca. 20 – 30 Minuten) 

  1. Jede Kleingruppe stellt ihre Ergebnisse vor. Arbeitet Euch von außen nach innen – so entsteht eine kollektive Landkarte der erlebten Kultur. 

  2. Es könnt nun in der großen Gruppe Ergänzungen zu den einzelnen Schichten aus hinzugefügt werden. 

3 | Reflektieren: Was wird sichtbar – und was nicht? 

Diskutiert anschließend gemeinsam (ca. 20 – 30 Minuten): 

  • Wo zeigt sich Zusammenhalt – und wo bricht er ab? 

  • Welche Widersprüche bestehen zwischen dem Leitbild und dem gelebten Alltag? 

  • Gibt es Subkulturen, unterschiedliche Deutungen? 

  • Welche Geschichten stärken Identifikation – und welche wirken eher ausgrenzend? 

  • Welche Schichten sind tragfähig – und welche müssten überarbeitet werden? 

  • Welches Fazit zieht Ihr nun für Euch? Was soll wie verändert werden?  

Sinn der Methode: Warum das Ganze? 

Zusammenhalt ist kein Selbstläufer der automatisch aus Kultur resultiert. Aber Zusammenhalt lässt sich durch Kultur sehr wohl sichtbar und damit verhandelbar machen. 
Die Methode schafft Raum für Dialog, Selbstklärung und vielleicht auch für Irritation. Aber genau darin liegt ihre Stärke und es ist eine Einladung zum Ausprobieren: 

Ob im Führungskreis, bei OE-Projekten oder bei einem Team Workshop: Diese Reflexion kann Türen öffnen – und helfen zu verstehen, was „Uns“ im Innersten zusammenhält und was eben auch nicht!? Denn es ist ein Balanceakt eine einen stärkenden Zusammenhalt zu leben, der gleichzeitig genug Freiraum für Individualität bietet. Um einen gelungenen Balanceakt und einen dauerhaften Zusammenhalt zu etablieren, macht diese Methode besonders in einer regelmäßigen Anwendung Sinn.  

 
Tabea MaierMethode