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Kontrolle – zwischen Sicherheit und Vertrauen: Ein Selbsttest

 

Foto von Gil Ribeiro auf Unsplash

 
 

Kontrolle hat einen zwiespältigen Ruf. Sie klingt nach Starrheit, Formalismus und Misstrauen – und gleichzeitig nach Verlässlichkeit, Verantwortung und Sicherheit. 

Aus unserer Perspektive geht es nicht darum, Kontrolle zu verteufeln oder stumpf zu auszuüben. Vielmehr lohnt es sich, ihren Wert im Zusammenspiel mit anderen Werten wie Vertrauen, Freiheit und Selbstverantwortung zu betrachten. 

Denn einerseits ist Kontrolle ein Ausdruck von Verantwortung: Sie sorgt dafür, dass Zusagen eingehalten, Risiken gemanagt und Qualität gesichert werden. Wer klug kontrolliert, schafft Transparenz und Orientierung. In diesem Sinne wirkt Kontrolle wie ein Geländer – sie gibt Halt, ohne den Weg starr vorzuschreiben. 

Doch andererseits kann zu viel Kontrolle wie eine Begrenzung wirken. Sie kann Menschen klein halten, Kreativität ersticken und Vertrauen untergraben. Wer stets alles im Griff haben will, erzeugt nicht Sicherheit, sondern Misstrauen und Abhängigkeit. Psychologisch zeigt sich das in einem Teufelskreis: Überkontrolle steigert Ängste, anstatt sie zu beruhigen. 

Innere Zufriedenheit, Gesundheit und effektives Wirken entstehen nicht durch maximale Kontrolle, sondern durch Flexibilität: mal gestalten, mal akzeptieren. Dabei können Menschen bewusst zwischen aktivem Eingreifen und bewusstem Loslassen wechseln. So verliert Kontrolle ihren Machtcharakter. Sie wird zum Wert, das Wirkräume absichert, anstatt sie erdrücken. So entfaltet sich Potenzial: Balancepunkt zwischen Ordnung und Vertrauen, zwischen Sicherheit und Freiheit. 

Checkliste: Woran merke ich, dass ich zu viel oder zu wenig kontrolliere? 

Zu viel Kontrolle: 

  1. Ich habe Schwierigkeiten, Aufgaben abzugeben („Ich mache das lieber selbst.“). 

  2. Ungeduld treibt mich, wenn andere nicht sofort reagieren oder handeln. 

  3. Entspannung fällt schwer, ich fühle mich ständig „zuständig“ 

  4. Ich ertappe mich dabei, Menschen kleinzureden oder zu kritisieren, statt zu vertrauen. 

  5. Abhängigkeit macht mich nervös – ich will jede Entscheidung selbst in der Hand haben. 

Zu wenig Kontrolle: 

  1. Ich fühle mich oft ohnmächtig oder fremdbestimmt. 

  2. Ich überlasse wichtige Entscheidungen lieber dem Zufall oder anderen. 

  3. Zusagen halte ich nicht zuverlässig ein – ich verliere den Überblick. 

  4. Ich scheue Verantwortung und gebe Schuld leicht an andere ab. 

  5. Ich habe das Gefühl, nicht gestalten zu können, sondern nur zu „funktionieren“. 

Welche der genannten Punkte (1 - 10) lösen Konflikte aus und/oder sind Stressfaktoren für dich? Liegen die meisten Punkte zwischen 1-5 oder 6-10? Gehe diese Punkte zuerst an. 

Punkte 1 - 5 (zu viel Kontrolle): 

  • Prüfen: In welchen Situationen ist Kontrolle hier noch ein Wert, der Verantwortung signalisiert  – und wann ist es schon ein „Unwert“ fast ein Zwang, der innere Anspannung kompensiert und Misstrauen befeuert? 

  • Frage: Was würde mir helfen ein wenig mehr zu vertrauen? 

  • Vertrauen zulassen: Wo kann ich loslassen, ohne dass es schmerzhaft wird? Versuche dich an kleinen Dingen. 

Punkte 6 - 10 (zu wenig Kontrolle): 

  • Prüfen: In welchen Situationen wäre Kontrolle wertvoll/hilfreich, bspw. bei Ordnung oder Klarheit – du schreckst aber immer zurück? 

  • Frage: Was würde mir helfen ein wenig mehr zu steuern bzw. den Wert Kontrolle einzubauen? 

  • Klarheit schaffen: Wo kann mir der Wert Kontrolle einen Rahmen schaffen, sodass es nicht eng, sondern befreiend wirkt? 

Kontrolle zeigt uns, wie stark unser Bedürfnis nach Sicherheit und Ordnung ist. Doch erst im Zusammenspiel mit Vertrauen und Freiheit entfaltet sie ihre konstruktive Kraft. 

 
Tabea MaierMethode