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Inspiration

Nur, wo Werte sind, kann Sinn entstehen

 
 

 

Blogbeiträge

Klingt verlockend – aber nein, Danke. Wie wir bei dem bleiben, was uns wirklich wichtig ist.

 

Foto von Michael Discenza auf Unsplash

 
 

„Wenn du bei uns anfängst, warten ein fettes Gehalt, Boni und After-Work-Partys auf dich!“ 
„Mach doch die Ausbildung – ist doch egal, ob dich das interessiert! Du verdienst damit später richtig gutes Geld.“ 

Die Welt ist voller verlockender Angebote, da kann es schwerfallen, „Nein“ zu sagen. Denn die Angebote wecken Erwartungen, versprechen Anerkennung und vielleicht sogar ein Stück „Glück“. Das Problem: Sie lenken schnell den Blick weg von der eigentlichen Frage: Warum will ich diesen Weg eigentlich gehen?  

Unser Berufsleben ist geprägt von unseren Entscheidungen – angefangen bei der Wahl fürs Studium oder Ausbildung, dann die erste Festanstellung, mögliche weitere Schritte, fürs Gehen oder Bleiben.  

Aber woran mache ich all diese Entscheidungen im Laufe meines Berufslebens fest?  

Die meisten Menschen haben – bewusst oder unbewusst – eine Idee, was ihnen wichtig ist; was sie mit ihrer Arbeit in der Welt erreichen wollen; was ihre Hingabe ist. Sie möchten Fortschritt in die Welt bringen und so das Leben von Menschen erleichtern. Sie möchten ansprechende Räume gestalten, in denen es sich gut lernen und arbeiten lässt. Sie möchten Erkenntnisse aus der Wissenschaft verständlich und alltagstauglich vermitteln – um einfach mal ein paar Beispiele zu nennen.     

Einige verfolgen diese Idee noch mit der Wahl des Studiums oder der Ausbildung. Andere ignorieren sie schon da und wählen z.B. aus Status, Prestige, Sicherheits- oder sonstigen Gründen etwas anderes. Manchmal wirken diese Entscheidungen sogar von außen clever. Man studiert etwas, weil es angesehen ist. Man macht eine Ausbildung, weil man „damit später was hat“. Und klar – finanzielle Sicherheit, ein gutes Umfeld, beruflicher Erfolg sind überhaupt nichts Schlechtes und auch wichtig. Aber wenn der Hauptantrieb nur noch „Was bringt mir das?“ ist, lohnt sich ein zweiter Blick. 

Vielleicht hat sich der eigene Fokus verändert – das ist okay. Menschen entwickeln sich. Aber manchmal verdrängen wir einfach, was uns eigentlich wichtig ist oder war. Nicht weil es falsch oder nicht mehr wahr ist, sondern weil es unbequem wird. Oder weil die Angst laut wurde: Was, wenn ich keinen Job finde? Was, wenn ich scheitere? 

In solchen Momenten treffen viele von uns Entscheidungen, die mehr mit diesen Ängsten oder auch Gier zu tun haben als mit Überzeugung. Und genau hier wird’s spannend: Bin ich dann eigentlich noch frei in meiner Entscheidung? Oder lasse ich mich „bestechen“ – nicht nur mit Geld im klassischen Sinne, sondern mit Sicherheit, Anerkennung, Zugehörigkeit? 

Manchmal merkt man gar nicht, dass man gerade dabei ist, seine eigenen Werte zu verraten. Dass man einen Job annimmt, der zwar im Lebenslauf super aussieht – aber mit dem, was einem wirklich wichtig ist, nichts mehr zu tun hat. Viktor Frankl nennt dieses Dilemma Zweckorientierung. Ich mache etwas, um schnell ans Ziel zu kommen – Geld, Karriere, Titel, Einfluss. Der eigentliche Inhalt wird zur Nebensache. Die Entscheidung wirkt von außen logisch, aber sie macht innerlich leer. Und je mehr ich mich an äußeren Zielen festhalte, desto abhängiger werde ich davon. Wenn sie wegfallen, fällt alles weg. In manchen Fällen entsteht daraus sogar ein übersteigerter Drang, möglichst schnell das „gute Leben“ zu erreichen – eine Art Druck, den man sich selbst macht. Frankl nennt das Hyperintention.  

Natürlich muss man nicht für immer an alten Träumen festhalten. Aber es lohnt sich, ehrlich zu hinterfragen: 
Was ist mir heute wichtig? Was wollte ich damals mit meiner Arbeit in die Welt bringen? 
Und: Gibt es Wege, diese Ideen – wenigstens teilweise – in meinem Beruf umzusetzen? 

Denn wer seinen inneren Kompass kennt, trifft andere Entscheidungen. Übrigens nicht zwangsläufig schlechter bezahlte. Sondern bewusste. Und genau das schützt auch davor, in Momenten der Unsicherheit oder Versuchung den eigenen Weg aus den Augen zu verlieren. 

Ein schönes Beispiel dafür sind Menschen, die aus einem tiefen Antrieb heraus handeln – nicht, weil sie schnell reich werden wollen, sondern weil sie etwas verändern möchten. Die Gründer:innen von BioNTech haben über Jahre hinweg geforscht, um die Krebstherapie zu verbessern. Geld stand nie im Mittelpunkt – es kam später. Das Ziel war nie das Geld. Der Sinn kam zuerst, der Erfolg war die Folge. 

In der Berufsorientierung stellen wir deshalb genau diese Fragen: 
Welche Werte leiten mich? Was möchte ich mit meiner Arbeit in die Welt bringen? 
Keine einfachen Fragen – aber sehr hilfreiche. Vor allem, wenn man sie regelmäßig stellt. Denn sie geben Orientierung – gerade dann, wenn die nächsten „verlockenden Angebote“ schon wieder auf uns warten. 

 

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Das heißt auch: Nein sagen zu können. Zu Angeboten, die auf dem Papier super sind – aber nicht zu einem selbst passen. Und Ja zu sagen – zu Wegen, die vielleicht nicht sofort glänzen, aber für einen selbst Sinn ergeben.