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Blogbeiträge

Mit dem "Roller Coaster Check-in" in den Workshop starten

 
Workshop-Intro mit dem Roller Coaster

Photo by Gabriel Valdez on Unsplash

 
 

Ein stimmiger Start in den gemeinsamen Tag wirkt wie fruchtbarer Boden, auf dem wirksame Diskurse wachsen können. Bereitest Du gerade einen Workshop vor? Dann achte besonders auf den „Beginn vor dem Beginn“ – die Phase vor dem offiziellen Start. Dabei ist es wichtig zu überlegen, welche Bühne Du als Verantwortliche*r bauen möchtest. Auf welchem Boden sollen sich die Menschen begegnen? Auf dem Fundament von Gemeinsamkeiten? Geht es um Wärme? Wie wichtig ist Konzentration und Fokus? Oder geht es Dir im Tagesverlauf darum, Unterschiede und Differenzen zu betonen?

Workshop-Intros gibt es wie Sand am Meer. Die Kompetenz von Dir als Leitung des Diskurses liegt in einer stimmigen Auswahl an Methoden, passend zum Ziel der Zusammenkunft. Einer unserer Lieblinge, um Unterschiede markant zu machen und Wahrnehmungen füreinander zu schärfen, ist der "Roller Coaster Check-in".

Jeder fühlt anders!

Mit diesem Intro führst Du die Gruppe auf eine „Achterbahn der Gefühle“ – und zwar die der eigenen. Wie geht es mir eigentlich heute Morgen? Welches Wort beschreibt das ganz gut? Was sag ich bloß vor allen anderen? ... Gar nicht so einfach, oder? Eine Workshop-Gruppe benötigt erfahrungsgemäß gerade zu Beginn Führung. Hier kommt die Achterbahn ins Spiel. Jeder kennt sie, die meisten sind schon einmal gefahren und es gibt direkt etwas zu erzählen und erinnern über das beste oder schlimmste (und wahrscheinlich letzte!) Achterbahn-Erlebnis.

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Schritt-für-Schritt

1 I Story einführen

Du startest mit der Anmoderation des Check-ins und betonst, dass es zu Beginn darum gehen soll, anzukommen, in sich selbst reinzuhören und die Stimmungen aufzunehmen, die im Raum vertreten sind. Die "Achterbahn" dient dabei als Hilfestellung, denn auf der Fahrt durchlebt man ganz unterschiedliche Gefühlszustände, die von den einen auf den anderen Moment wechseln können.

2 I Probefahren

Nun präsentierst Du die Achterbahn. Am besten legst Du die Form (siehe Bild) mit einem dicken farbigen Seil auf dem Boden aus und spazierst nun einfach entlang des Seils. Du startest beim Ticket. Wenn Du kein Seil zur Hand hast, oder sich der Raum nicht eignet, dann kannst Du natürlich auch Wände bekleben oder klassisch das Flipchart nutzen. Im virtuellen Raum funktioniert das Ganze natürlich auch, indem Du einfach das Bild teilst oder ein Mural baust.

Egal für welchen Weg Du Dich entscheidest: Wichtig ist, die verschiedenen Positionen der Teilnehmenden zu visualisieren – mit Post-its, Bildern oder eben im körperlich im Raum. Die verschiedenen Stationen der Fahrt sind:

  • Ticket: Ich stehe ganz neutral am Beginn von etwas!

  • Expectation: Ich bin voller Erwartungen, was in nächster Zeit kommen wird!

  • Opportunity: Befinde mich an einer entscheidenden Weggabelung.

  • Fog: Völlig im Nebel! Alles fliegt gerade nur so an mir vorbei und ich sehe nichts mehr.

  • Orientation: Ich muss mich erstmal orientieren. Sehr viel Neues gerade ...

  • Change: Bin gerade mitten im Veränderungsprozess und dieser Kurswechsel ist echt anstrengend.

  • Speed: Es geht gerade richtig ab und sehr, sehr schnell alles.

  • Flow: Bin total im Flow und die Dinge klappen einfach wie im Fluss.

  • Again: Bin voller Energie und würde am liebsten direkt die nächste Herausforderung annehmen.

3 I Die Check-in Frage 

Wir stellen gerne die Frage: "Wie bist Du heute hier?". Dies führt die Teilnehmenden nach innen. Der Blick richtet sich auf sich selbst und die aktuelle Befindlichkeit. Gib ihnen einige Atemzüge Zeit, um sich selbst erstmal über die eigene Befindlichkeit klar werden zu können.

4 I Positionieren

Nun positionieren sich die Personen. Dies passiert gemeinsam. Als Moderator*in wartest Du ab und lässt die Personen in Ruhe ihren eigenen Standpunkt finden. Die Einzelnen können sich umsehen, wundern sich vielleicht und sind natürlich interessiert, wo Andere stehen. Am besten funktioniert dieser Schritt, wenn wirklich Stille herrscht und nicht gesprochen wird. Jeder für sich.

5 I Reflexion

Wenn die Teilnehmenden in Ruhe sind und Position bezogen haben, kann die Reflexion beginnen. Hier steuerst Du, wie tief Du gehen möchtest. Achte dabei auf die Resonanz aus der Gruppe. Unter Umständen liefert die Übung bereits viel Gesprächsstoff und der eigentlich "sanfte Einstieg" kann schnell zu einer konkreten Themensammlung führen. Das muss nicht schlecht sein! Du kannst die Reflexion auch eher kurzhalten und gibst allen Teilnehmenden lediglich Raum für ein kurzes Statement.

Wenn es um Veränderungsprozesse und Organisationsentwicklung geht, dann haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, die Gruppe in die "Helikopter-Perspektive" einzuladen: „Wenn ihr nun "von oben" und mit Abstand auf das Bild schaut, was fällt auf?“, oder: „Was würde wohl ein nicht Anwesender (bspw. die Geschäftsführung, die Belegschaft, Kolleg*innen vom Nachbarteam über das Gruppenbild sagen?“. 

6 I Perspektiven

Am häufigsten nutzen wir die Methode für den Check-in zum Start mit Fokus auf die Befindlichkeiten der Menschen. Das Setup lässt sich aber natürlich auch wunderbar als Intro in ein neues Thema am Nachmittag nutzen. Wenn ihr zum Beispiel über Zukunftsentwürfe für Euer Team sprechen möchtet, dann kann die Analogie auch wunderbar mit der Leitfrage „In welchem Modus hast Du unser Team im letzten Jahr am stärksten erlebt?" funktionieren. Oder es geht um Führung und ihr fragt gezielt nach der Befindlichkeit der Mitarbeiter*innen. Möglichkeiten zur Anpassung gibt es viele!

Nun wünschen wir Dir viel Freude beim Ausprobieren und teile uns gerne hier Deine Erfahrungen mit dem Werkzeug mit. Vielleicht erfindest Du ja auch eine „neue“ Befindlichkeit entlang der Strecke? Lass es uns gerne wissen.