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Wertekarten

Hinweise zur Anwendung der Wertekarten

 
 

Hinweise zur Anwendung der Wertekarten 

Vor der Nutzung der Wertekarten: Suche Dir einen ruhigen Ort, an dem Du ungestört bist. Empfehlenswert ist Dein Handy auszuschalten oder zumindest stumm. Stelle Dir etwas zu trinken und vielleicht auch etwas zu essen bereit. So gehst Du sicher, dass Du intensiv und ohne Unterbrechungen über Deine Werte nachdenken und reflektieren kannst. 

Was sind Werte? 

Werte kann man sich wie einen inneren moralischen Kompass vorstellen, der die Richtung vorgibt, die wir mit unseren Handlungen einschlagen. Sie drücken eine Haltung aus und geben damit vor, wie man Dinge bewertet, was man als erwünscht oder unerwünscht empfindet. Es handelt sich also um Leitprinzipien für das Leben. Werte sind dabei abstrakt und situationsunabhängig, im Gegensatz zu Einstellungen, die an konkrete Objekte oder Situationen gebunden sind. Sie entstehen in Folge individueller Prägung und sind deshalb subjektiv. Daher kann ein Wert für Dich persönlich etwas anderes bedeuten als für eine weitere Person. Werte erweisen sich als stabil, aber nicht unveränderlich.  

Wertekategorien 

Werte lassen sich auf unterschiedliche Weisen gruppieren. Unsere Wertekarten sind in vier verschiedene Kategorien unterteilt. Die Verteilung Deiner Werte über diese Kategorien kann Aufschluss darüber geben, ob Du besonders viele Werte aus einer bestimmten Kategorie hast, oder sie in etwa gleich verteilt sind. So kann ein Überhang an Leistungswerten Verausgabung begünstigen. Ein Überhang an Genusswerten kann zu einer schwierigen Vereinbarung von Alltag und Werten führen, da dieser, vereinfacht gesagt, nicht nur aus Genuss besteht. Ziel kann es deshalb sein, dass Deine zentralen Werte ein möglichst ausgeglichenes Kategorienprofil aufweisen. Dies ist aber ein subjektives Ziel, das vom Einzelfall abhängt. Auch ungleich verteilte Kategorienprofile können unproblematisch sein. 

Beachte, dass diese Kategorisierung der Werte ein Vorschlag von uns ist. Da Werte und ihre Bedeutung, wie eingangs erklärt, sehr subjektiv sind, lassen sich einige Werte prinzipiell in mehrere Kategorien einordnen. Du kannst diese Kategorisierung im Zweifel daher nach Deinem Verständnis der Werte anpassen. 

Moralisch-weltanschauliche Werte 

Moralisch-weltanschauliche Werte drücken sowohl universelle moralische Kategorien als auch die eigene Weltanschauung aus. Unsere Weltanschauung speist sich sowohl aus empirisch gestützten als auch durch unsere Gesinnung festgelegten Aspekten, aus deren Anwendung ein Bild der Welt resultiert. Diese Kategorie umfasst handlungsleitende Werte, die das Wohl der Menschen und eine positive Sicht auf das Leben im Blick haben. 

Moralisch-weltanschauliche Werte realisieren wir in unseren sozialen Systemen und den dazugehörigen Handlungen. Diese Werte und ihre Umsetzung hängen daher mit den Personen in unserem Umfeld zusammen, z. B. Freunde, Familienmitglieder oder auch Arbeitskollegen:innen. 

Zwischenmenschliche Werte 

Zwischenmenschliche Werte beziehen sich auf das soziale Miteinander. Sie bestimmen die Art und Weise wie wir uns in sozialen Situationen und als Teil der Gesellschaft verhalten. Ihre Ausprägung wird von unseren frühen sozialen Erfahrungen geprägt und beeinflusst, wie wir zwischenmenschliche Beziehungen gestalten. 

Zur Umsetzung zwischenmenschlicher Werte benötigen wird mindestens eine weitere Person, da sie in sozialen Interaktionen zum Tragen kommen.

Genusswerte 

Genusswerte umfassen Handlungen und Umstände, die physischen oder geistigen Genuss verschaffen. Diese Werte können Dir als Orientierung dienen, welche Faktoren für Dich erfüllt sein sollten, damit du zufrieden leben und arbeiten kannst. 

Genusswerte können wir häufig allein realisieren.
 

Leistungs-/Nutzenwerte 

Leistungs- und Nutzenwerte umfassen Handlungen, die im weitesten Sinne für Nutzen sorgen. Hierbei kann es sich sowohl um Werte handeln, die Organisiertheit und Leistung fördern als auch um Werte, die durch innovatives und unkonventionelles Handeln zu neuen Entwicklungen führen. 

Leistungs- und Nutzenwerte können wir häufig allein realisieren. 

Anleitung aus dem Booklet 

Bevor Du die Karten nutzt, solltest Du die Fragestellung klären, die Du mit ihnen beantworten willst: 

  • Nur wenn man sich der eigenen Werte bewusst ist, kann man sie berücksichtigen und realisieren. Daher kannst Du mit dieser Anwendung Deine Werte bestimmen. 

    1. Breite die Wertekarten vor Dir aus. 

    2. Welche Werte entsprechen Deinem Wesen zutiefst und beeinflussen besonders Dein alltägliches Handeln? Kategorisiere die Werte nach: sehr wichtig – mittel wichtig – unwichtig. 

    3. Nimm Dir ausreichend Zeit. Manchmal dauert es etwas länger, bis klar wird, was ein Wert überhaupt für uns bedeutet. 

    4. Wähle im nächsten Schritt Deine 10 wichtigsten Werte aus und sortiere Sie von 1 (am wichtigsten) bis 10 (am wenigsten wichtig). 

    5. Du kannst anhand der Farbe der Wertekartenrückseite erkennen, zu welcher Kategorie die Werte gehören. Siehe Dir nun auf Seite 3 die Beschreibungen der Kategorien an. 

    6. Wie verteilen sich Deine Werte über die Kategorien? Gibt es einen Überhang an Werten in einer bestimmten Kategorie oder sind sie in etwa gleich verteilt? Beispielsweise kann ein Überhang an Leistungswerten Verausgabung begünstigen. 

    7. Schreibe Dir nun Deine 10 wichtigsten Werte auf. 

    8. Versuche im Alltag bewusster darauf zu achten, in welchen Situationen diese Werte Dein Handeln leiten (sollten). 

  • Kennst Du Deine Werte schon, hast aber das Gefühl, dass Du sie nicht wirklich lebst? Vielleicht möchtest Du auch überprüfen, ob alle für Dich wichtigen Themen abgedeckt sind. In dieser Anwendung kannst Du Deine Werte kritisch reflektieren, überdenken und in Bewegung bringen. 

    1. Für diese Anwendung benötigst Du Deine bisherigen 10 wichtigsten Werte. Wenn Dir diese Priorisierung noch fehlt, kannst Du sie mithilfe der ersten Anwendung „Status-Quo“ bestimmen. Kehre anschließend zu dieser Instruktion zurück. 

    2. Sortiere Deine 10 Werte nun dahingehend, 

    a. ob Du den jeweiligen Wert bislang verwirklichen konntest. 

    b. ob die Verwirklichung eingeschränkt möglich war. 

    c. ob die Verwirklichung nicht möglich war. 

    3. Aus welchen Gründen konntest Du die betreffenden Werte verwirklichen, nur eingeschränkt verwirklichen oder gar nicht leben? Gibt es bestimmte Situationen oder Handlungen, bei denen es Dir schwer fällt Deine Werte zu berücksichtigen? 

    4. Wie zufrieden wärst Du, wenn Du Deine Werte vollständig leben würdest? Würde sich etwas verändern? 

    5. Decken Deine Werte alle für Dich wichtigen Themen ab? Haben sich in letzter Zeit Deine Überzeugungen verändert, welche Werte für Dich wichtig sind und welche nicht? 

    6. Entscheide Dich nun für Deine künftigen 10 wichtigsten Werte. Passt die Auswahl oder willst Du neue Werte hinzunehmen und andere dafür streichen? 

    7. Bestimme davon mindestens 3 Werte, die Du entweder bislang nur wenig gelebt hast und deshalb in Zukunft stärker leben willst oder die Du neu ausgewählt hast und deshalb ab jetzt berücksichtigen möchtest. 

    8. Überlege Dir hierfür pro Wert mindestens zwei konkrete Möglichkeiten, wie Du sie im Alltag umsetzen kannst. Diese Möglichkeiten sollten realistisch, präzise, beobachtbar und positiv formuliert sein. Zur Verwirklichung des Wertes Nachhaltigkeit wäre z. B. „nicht mehr mit dem Auto fahren“ negativ formuliert, unrealistisch und unpräzise. Besser wäre das Ziel: „einmal pro Woche mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren“. 

    9. Notiere Dir abschließend Deine Ergebnisse – also Deine (neuen) 10 wichtigsten Werte sowie Deine Ideen, wie Du sie verwirklichen kannst. 

    10. Reflektiere einmal in der Woche, ob Du der Verwirklichung Deiner Werte näherkommst. Hat sich etwas verändert? Sind Deine Ideen umsetzbar? Passe gegebenenfalls Deine bestehenden Ideen an oder überlege Dir neue Möglichkeiten. Hast Du eine Veränderung über ein paar Wochen beibehalten, fällt sie Dir leichter und wird zur Gewohnheit. Bleib also dran!

  • Du hast eine Aufgabe oder ein Problem zu bewältigen und dafür eine Entscheidung zu treffen? Dann kannst Du mit der folgenden Anwendung bestimmen, welche Werte hierbei für Dich eine Rolle spielen. 

    1. Schreibe die Fragestellung/das Problem auf einen Zettel und lege ihn vor Dich. 

    2. Definiere das Problem. Welche Anforderungen muss das Ergebnis mindestens erfüllen, damit das Problem als gelöst gelten kann? 

    3. Breite nun die Wertekarten aus. 

    4. Überlege, welche Werte die Entscheidung beeinflussen und lege die entsprechenden Karten zu dem Zettel mit dem Problem. 

    5. Welche dieser Werte haben eine besondere Relevanz für Dich? Welche Werte willst Du also auf jeden Fall bei Deiner Entscheidung berücksichtigen? Beschränke dich auf maximal drei Werte. 

    6. Was für eine Entscheidung würdest du fällen, wenn Du diese drei Werte berücksichtigst? Was spricht für und gegen diese Entscheidung? 

    7. Welche Entscheidung würdest Du treffen, wenn Du die ausgesuchten Werte nicht berücksichtigst? Was spricht für und gegen diese Entscheidung? 

    8. Inwieweit würde in beiden Situationen das Problem gelöst werden? Wie stark fallen Deine Werte ins Gewicht? 

    9. Im besten Fall bilden das Problem und Deine Werte keinen Konflikt, sodass Du Deine Werte vollständig berücksichtigen kannst. Ist dem nicht so, überlege Dir einen Mittelweg, zwischen der Berücksichtigung Deiner Werte und den Anforderungen, die Du erfüllen musst, um das Problem zu lösen. Der Aufgabe oder dem Problem aus dem Weg zu gehen, ist keine Lösung. 

    10. Notiere abschließend Deine Ergebnisse und überprüfe Sie mit etwas Abstand erneut, um sicher zu gehen, dass Du mit Deiner Entscheidung zufrieden bist. Andernfalls kannst Du sie nochmal überdenken. Allerdings solltest Du die Entscheidung nur einmal überdenken, damit Du auch tatsächlich einen Schritt weiter kommst und in die Lösungsphase gelangst.

Hinweise zu Team- und Organisationswerten: 

Die Anwendungen der Wertekarten wurden für die Nutzung im Zusammenhang mit Deinen individuellen Werten formuliert. Individuelle Werte drücken Ansichten aus, die Handlungsweisen von Individuen grundlegend beeinflussen. Es gibt weitere Ebenen bzw. Systeme, in denen sich Werte realisieren. Teamwerte beeinflussen das Handeln in Arbeitsteams oder anderen Teams in nachhaltiger Weise. Organisationswerte drücken beispielsweise die Unternehmenskultur aus, wie z.B. Faktoren des ökonomischen Erfolgs und der Organisationsethik. Werte können sich zwischen diesen Ebenen unterscheiden. Dadurch kann es zu Konflikten zwischen individuellen Werten und Team-/Organisationswerten kommen.  

Du kannst die Wertekarten zur Erarbeitung der Werte in Deinem Team oder in Deiner Organisation nutzen. Hierzu müssen die Instruktionen aus Sicht der Team- oder der Organisationsebene betrachtet werden. Hierfür empfehlen wir die Zuhilfenahme einer unabhängigen und erfahrenen Person. Denn häufig verliert sich eine unmoderierte Gruppenarbeit mit einer anspruchsvollen Fragestellung in kreisenden Diskussionen und ist damit wenig zielführend. Hierfür kannst Du Dich gerne an die Wertefabrik wenden. Auch bei allen weiteren Fragen, Feedback oder Anregungen zu den Wertekarten, kannst du Dich gerne bei uns melden. Wir freuen uns auf Deine Nachricht.  

  • Erpenbeck, J., & Sauter, W. (2022). Wertetraining: Praxis, Coaching, Übung und Bildung für die gezielte Werteentwicklung von Persönlichkeiten. Schäffer-Poeschel Stuttgart. 

    Erpenbeck, J., Sauter, W., & Sauter, R. (2020). Werteerfassung und Wertemanagement: Gezielte Werteentwicklung von Persönlichkeiten, Teams und Organisationen. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH. 

    Frey, D. (2016). Psychologie der Werte. Springer Berlin Heidelberg. 

    Lyons, S. T., Duxbury, L. & Higgins, C. (2007). An Empirical Assessment of Generational Differences in Basic Human Values. Psychological Reports, 101 (6), 339. doi: 10.2466/PR0.101.6. 339-352 

    Lyons, S. T., Higgins, C. A. & Duxbury, L. (2009). Work values: Development of a new three-dimensional structure based on confirmatory smallest space analysis. Journal of Organizational Behavior, 11 (11), 969-1002. doi: 10.1002/job.658 

    Moskaliuk, J. (2016). Generation Y als Herausforderung für Führungskräfte. Psychologisches Praxiswissen für wertorientierte Führung. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. doi: 10.1007/978-3-658-13400-6 

    Roe, R. A., & Ester, P. (1999). Values and Work: Empirical Findings and Theoretical Perspective. Applied Psychology 48 (1), 1–21. 

    Rokeach, M. (1973). The nature of human values. New York: The Free Press. 

    Schwartz, S. H. (1992). Universals in the content and structure of values: Theoretical advances and empirical tests in 20 countries. Advances in Experimental Social Psychology 25 (1), 1–65. doi:10.1016/S0065-2601(08)60281-6